Endspiel in Berlin
muss die Entscheidung bringen
(sid)- Spannung pur
herrscht in den Endspielen um die deutsche Wasserball-Meisterschaft.
Nachdem Waspo Hannover das vierte Spiel der best-of-five-Serie
in eigener Halle gegen den Wasserfreunde Spandau 04
Berlin nach Verlängerung mit 6:5 (0:1, 3:2, 0:1, 1:0/1:1,
1:0) gewann und damit zum 2:2 ausglich, ist alles wieder
offen.
Der Kampf um die
Meisterschaft wird erst am 03. Juni ab 15.00 Uhr in der
Schöneberger Sporthalle des 21maligen Rekord-Titelträgers
und Vorjahressiegers Berlin entschieden.
Den entscheidenden
Treffer für die Gastgeber im vierten Spiel erzielte
Nationalspieler Sven Reinhardt.
(01. Juni
2001)
Sven Reinhardt
erzielt Tor des Abends
Waspo HANNOVER hat ein fünftes Finale um den
Titel des deutschen Meister erkämpft.
VON GERD KUJATH UND NORBERT FETTBACK
Hannover. Da hatten sie den Mund doch nicht zu voll
genommen. ,,Waspos kostenloser Schwimmunterricht für
Spandau 04" - so lautete die Botschaft der
hannoverschen Fans, in blauen Buchstaben am weißem Grund
geschrieben, im Volksbad Limmer. Nun, der
Titelverteidiger aus Berlin ging im 4. Play-off-Spiel um
die deutsche Wasserball-Meisterschaft zwar nicht gerade
baden, und eine Lehrstunde war es für den 21-fachen
Champion auch nicht. Doch nachsitzen wollten die Hauptstädter
am Pfingstsonntag (15 Uhr) in der Schöneberger
Schwimmhalle auch nicht gerade - so legten sie sich
gestern ins Zeug. Mit einem 6:5 (0:1, 2:1, 1:2, 1:0; 2:1)-Erfolg
nach Verlängerung erzwang Waspo dennoch eine fünfte und
damit entscheidende Begegnung.
Das Tor des Abends vor 800 Zuschauern erzielte Sven
Reinhardt in der 32. Minute mit einem Gewaltschuss, den
der im 4. Viertel für den von Wadenkrämpfen geplagten
Alexander Tchigir eingewechselte Spandauer Torwart Igor
Uchal durch die Hände gleiten ließ. Ausgerechnet
Reinhardt - möchte man angesichts des Spielverlaufs
sagen, denn der Regisseur der Lindener war bis dahin
wenig in Erscheinung getreten. Er fühlte sich letztlich
dafür belohnt, den Kopf nicht ins Wasser gesteckt zu
haben. ,,Trotz meiner Fehler hat mich der Mut nicht
verlassen", sagte der 27-Jährige, ,, der
entscheidende Schuss musste einfach rein."
Das Herz auf dem rechten Fleck und nie aufgesteckt zu
haben, obwohl die Spandauer bis Mitte des 3. Viertels
viermal in Führung gingen: Das waren zwei
ausschlaggebende Gründe für den 2. Waspo-Sieg in den
Play-offs in Folge im spannendsten dieser Runde. "Das
war ein taktisches Spiel. Es war klar: Wer zuerst die
Nerven verliert, der steht mit leeren Händen da",
sagte Waspos Trainer Bernd Seidensticken Die Partie war
vor allem vom kämpferischen Einsatz geprägt, Ästheten
des Wasserballsports kamen gestern nicht auf ihre Kosten.
Marc Politze, zweifacher Waspo-Torschütze, konnte nach
den Duellen in der Center-Position ein Lied davon singen,
was in der guten halben Stunde da so alles passiert.
" Der Lasse Norbaek hat mir im 3. Viertel den Finger
ins Auge gerammt", sagte er - und freute sich, dass
seine ,,nicht ganz optimale Leistung" durch die
Mannschaft kompensiert worden sei. Lohn: Waspo ist jetzt
wieder so dicht dran an der deutschen Meisterschaft wie
seit Jahren nicht. Nur ein einziger Sieg fehlt noch.
Torschützen für Hannover: Marc Politze, Daniele
Polverino (beide 2), Arne Hartmann und Sven Reinhardt
(Hannoversche
Allgemeine Zeitung 2. Juni 2001)
Kaltes
klares Wasser
Warum Spandau 04 heute zum fünften Mal ran muss
Claus Vetter
Ein trüber Tag für die Wasserfreunde Spandau 04. Schon
für das Rahmenprogramm im Volksbad Limmer zu Hannover
konnte sich beim Wasserball-Rekordmeister niemand
begeistern. Kurz vor Anpfiff des vierten Finalspiels um
die Deutsche Meisterschaft wurde über krächzende
Lautsprecher eine lokale Pop-Größe angesagt. "Jetzt
kommt Ronny aus Limmer", verkündete der Sprecher,
"vielleicht wird der Ronny ein ganz Großer,
vielleicht verdient der sein Geld mit dem Singen."
Vielleicht auch nicht, denn den Song "You're my Mate"
hat man schon anspruchsvoller zu Ohren bekommen als am
Freitag in Hannover.
Für Ronny aus Limmer interessierte sich nach der
Schlusssirene niemand mehr. Denn was im Becken passiert
war, geht im deutschen Wasserball als mittelschwere
Sensation durch: Waspo gewann das vierte Finale gegen die
erfolgsverwöhnten Spandauer mit 6:5 nach Verlängerung.
2:2 steht es somit in der nach dem Modus "Best of
Five" ausgespielten Finalserie. Heute kommt es am
Sachsendamm in Schöneberg heute zum unerwarteten
Showdown (Beginn 15 Uhr).
Wie konnte es so weit kommen? Das Wasser war Schuld.
"Zu kalt", meinte der verletzt zuschauende
Patrick Weissinger, "der Ball ist uns zu häufig aus
der Hand gerutscht." Und dann musste im letzten
Viertel auch noch Torwart Alexander Tschigir mit Krämpfen
im Bein passen. Trotzdem, so recht wusste keiner beim
Verlierer die Geschehnisse einzuordnen.
"Als neutraler Betrachter", meinte Hagen Stamm,
"muss man sagen, dass Hannover die agilere
Mannschaft war." So ganz neutral war Spandaus Präsident
- im Nebenjob Bundestrainer - natürlich nicht. Die
Niederlage hatte allen Spandauern auf den Magen
geschlagen, den Weg zur Pressekonferenz nach dem Spiel
fanden die Berliner erst mit Verspätung. Was vielleicht
aus ihrer Sicht auch gar nicht mal so schlecht war. Denn
was dort in Abstinenz der Wasserfreunde zu hören war, hätte
die Berliner kaum aufgebaut. Waspos Trainer Bernd
Seidensticker fand keine netten Worte für den Verlierer.
"Ich habe noch nie eine Pressekonferenz verpasst,
nur weil ich verloren habe", sagte Seidensticker,
"aber ich verstehe, dass es schwer ist, wenn man
Niederlagen nicht gewohnt ist. Spandau zeigt Nerven, die
suchen die Schuld bei anderen, etwa den Schiedsrichtern."
Spandaus Trainer Peter Röhle hatte "ein ungleiches
Verhältnis bei den Hinausstellungen" ausgemacht.
Das mitunter am Freitag einseitig gepfiffen wurde - es
gab einen Viermeter und fünf Wasserverweise gegen
Spandau, nur zwei Hinausstellungen gegen die robusten
Hannoveraner - davon wollte Seidensticker nichts wissen.
"Mit Hasenfüßen kann man nicht Deutscher Meister
werden", sagte der Hannoveraner.
(Berliner
Tagesspiegel 3. Juni 2001)
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