Wasserball

Nach 6:9 gegen Spandau war die Luft raus

VON GERD KUJATH

Tatsächlich stand schon mit dieser Niederlage fest, dass die Lindener als Zweiter und die Berliner als Erster in die Play-off-Finals um die deutsche Wasserball-Meisterschaft gehen.
So bestand der Rest dieser Veranstaltung am Sonnabend und gestern in einer Mischung aus Sonnenbaden und Ausschwimmen, was nicht am schönen Wetter, sondern am schlechten Austragungsmodus lag. "Das ist organisierte Langeweile und muss in der nächsten Saison reformiert werden", meinte auch Waspo-Trainer Bernd Seidensticker.
Obwohl er mit dieser Aussage Recht hat, sollte ihm der Zustand seiner Mannschaft zu denken geben. "Selbst wenn es um nichts mehr geht, kann man sich doch nicht so vor eigenem Publikum präsentieren", kommentierte Henry Thiedke, der Coach des SV Cannstatt, den 7:4-Sieg seiner Mannschaft über die Gastgeber. Spandaus Präsident und Bundestrainer Hagen Stamm formulierte seine Kritik noch schärfer. "Hannover steckt in der Krise. Das tut mir insbesondere für Marc Politze Leid, denn er ist ein charakterlich sehr guter Junge", sagte er. Dieses Kompliment ist nicht ganz uneigennützig. Spandau macht dem Waspo-Center und Torschützenkönig der Bundesliga heftig Avancen für die kommende Spielzeit.
Von einer Krise in seinem Teams, in dem nur Daniele Polverino überzeugte, während prominentere Spieler lediglich anwesend waren, will Seidensticker indes nichts wissen. "Am Himmelfahrtstag wird sich hier eine völlig andere Truppe vorstellen", erklärte er im Hinblick auf die erste von möglichen fünf Titelpartien.
"Da liegt aber noch einige Arbeit vor uns, vor allem in der Feinabstimmung", sagte Torwart und Kapitän Michael Zellmer. Ihn brachten die im Vergleich zur Punktrunde ungewöhnlich hohe Zahl der Gegentreffer an diesem Wochenende ins Grübeln. So war es kaum zu begreifen, wie Waspo gestern zum Abschluss beim 10:8 (4:1, 2:1, 2:6, 2:0) gegen Rote Erde Hamm nach einer sicheren 6:2-Führung zur Halbzeit im 3. Viertel erneut eine kollektive geistige Auszeit nahm.
"Ich schätze die Motivationskünste von Seidensticker außerordentlich, aber wie er seinen Jungs in eineinhalb Wochen wieder zur Form verhelfen will, ist mir ein Rätsel", lautete Stamms Abschiedswort. "Mir nicht, ich habe immer noch etwas in petto", konterte der Angesprochene. Ob das stimmt, wird sich am Vatertag um 15 Uhr herausstellen.
Die Ergebnisse: Rote Erde Hamm - SV Cannstatt 8:4, Waspo - Spandau 04 6:9, Spandau - Hamm 14:8, Waspo - Cannstatt 4:7, Spandau - Cannstatt 9:7, Waspo - Hamm 10:8.

(Hannoversche Allgemeine Zeitung, 14.05.01)


Fans sauer, weil Waspo zittern muss

Trotz schwacher Leistungen hat Waspo Linden das Wasserball-Finale erreicht.

Aufatmen konnten die Lindener erst am Sonntag: Zwei Niederlagen folgte dann ein 10:8 über Rote Erde Hamm. Am 24. Mai hat Waspo nun gegen Spandau 04 Heimrecht, muss dann zweimal auswärts ran. Sollten weitere Spiele nötig sein, fänden diese zuerst in Limmer, dann in Berlin statt.
"Wir sind mit unserem Latein lange nicht am Ende, wollen Meister werden", sagte Trainer Bernd Seidensticker. Als im Volksbad zur Turnier-Eröffnung der Vereinswimpel gehisst werden sollte, kippte der Mast um und brach am unteren Ende durch. Kurzerhand wurde dieses Stück abgesägt, das Banner flattert nun ungewohnt niedrig.
Für Waspo war im zweiten Final-Four-Turnier schon im dritten Viertel mit Spandau Ende der Fahnenstange. Fünf Gegentore machten die Hoffnungen auf den Turniersieg zunichte, der Rekordmeister gewann 9:6.
Am Sonnabend unterlag Linden dem SV Cannstatt 4:7, zeigte sich dabei desolat. 300 Zuschauer schimpften.
"Wir hatten den Kopf nicht eingeschaltet, das war fatal", meinte Kapitän und Torwart Michael Zellmer. Sehenswert: Ein Center-Tor von Daniele Polverino sowie ein Rückhandtreffer Lars Tomaneks aus acht Metern - beides kommt extrem selten vor. Bezeichnend, da sonst nichts wie gewohnt klappte.
Tore: Polverino (2), Reinhardt, Tomanek.
Bereits 6:1 hatte Waspo gegen Hamm geführt, 250 Besucher ärgerten sich dann über sechs Gästetreffer im dritten Abschnitt. Erst Marc Politze sowie René Huke in Überzahl sicherten den Zitter-Sieg.

Torschützen: Reinhardt, Tomanek, Hartmann (je 2), Weber, Huke, Poverino, Politze.


(Neue Presse 14. Mai 2001)


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